Eine Gruppe von Israelis und Palästinensern, die in Deutschland leben, stellt grundlegende sanitäre Einrichtungen für die Vertriebenen im Gazastreifen bereit. Sie sagen, dass das Handeln aus der Ferne ihre Ängste über die verheerenden Auswirkungen des Krieges lindert.

Tom Kellner, Seba Abu Daqa, Gali Blay und Elisha Baskin (von links) trafen sich kürzlich in Berlin.

In Deutschland arbeiten Israelis und Palästinenser zusammen, um grundlegende sanitäre Einrichtungen im Dorf Al-Mawasi im Gazastreifen bereitzustellen, wo Tausende vertrieben wurden. Das von Seba Abu Daqa aus Gaza und Tom Kellner aus Haifa initiierte Projekt setzt auf Spenden, um kleine Toilettenkabinen und Zelte einzurichten. Aufgrund von Beschränkungen werden Materialien lokal beschafft. Seit Januar wurden 28 Toiletten mit Duschen und 30 Zelte installiert, von denen jedes bis zu 10 Personen beherbergen kann. Die Initiative, genannt “Clean Shelter”, deckt trotz der Herausforderungen durch begrenzte Ressourcen dringende Bedürfnisse ab.

Das Clean Shelter-Projekt hat Toilettenkabinen wie diese im Flüchtlingslager Al-Mawasi im Gazastreifen bereitgestellt.

“Diese Situation kann nicht ewig so weitergehen”

“Am Anfang jeder neuen Gruppe legen wir gemeinsame Regeln fest, wie wir miteinander sprechen möchten”, sagte Halabi. Niemand möchte beleidigt oder verletzt werden, fügte er hinzu. Die wichtigste Regel ist, dass jeder einander zuhört. “Einige Palästinenser fragten zum Beispiel: Was geht in einem israelischen Soldaten vor, der den Gazastreifen bombardiert?”

Solche sensiblen Themen rufen starke Emotionen hervor. Sowohl Halabi als auch Blay sagten, es habe während des Treffens in Berlin viele Tränen gegeben, aber auch Umarmungen. “Es fühlte sich an wie das Leben in einer anderen Realität, einer Welt voller Liebe und Respekt füreinander”, sagte Blay. In Europa, und besonders in Deutschland, sei der Dialog über den israelisch-palästinensischen Konflikt “giftig”, fügte sie hinzu und beschrieb, wie Menschen sich sofort gegenseitig bezeichnen. Und ihrer Meinung nach, als Enkelin von Holocaustüberlebenden, werde der Vorwurf des Antisemitismus viel zu leichtfertig erhoben. “Das ist nicht die Art von Diskurs, den wir in unseren Gruppen führen”, sagte sie.

Tom Kellner (standing right) shared a hug with another participant at the workshop in Berlin

Seit dem 7. Oktober ist deutlicher denn je, dass sich etwas für Israelis und Palästinenser ändern muss. “Wir wollen eine Veränderung. Diese Situation kann nicht ewig so weitergehen”, sagte Halabi. “Es gibt viel Angst und Abwehrmechanismen, die die Menschen aufgrund von tief verwurzelten Überzeugungen aus der Kindheit, aus ihren Erinnerungen, aus ihrer Ausbildung haben. Sie werden darauf sozialisiert, die andere Seite zu fürchten und zu hassen. Aber ich habe gesehen, wie sich Menschen verändern. Ich habe gesehen, wie Menschen in Gruppen völlig anders herauskommen.”

Das Ziel der Gruppe ist es, Menschen zu ermutigen, sich zu engagieren und Aktivisten zu werden, um grasswurzelige Veränderungen herbeizuführen. Seba Abu Daqa, Tom Kellner und Gali Blay sind alle aktiver geworden. Die sanitären Einrichtungen von Clean Shelter bieten nicht nur Privatsphäre, sondern können auch potenziell Leben retten. Hilfsorganisationen haben vor der Gefahr von Krankheitsausbrüchen aufgrund mangelnder Hygiene und sauberen Wassers im Gazastreifen gewarnt.

Tents from Clean Shelter were partly built with UNICEF tarps that were already available in Gaza

“Ich bin die ganze Zeit besorgt, die ganze Zeit ängstlich, bei jedem Anruf, den ich aus dem Gazastreifen bekomme”, sagte Abu Dada. “Das Einzige, was mich am Leben hält, ist etwas zu tun und dass es nicht mehr darum geht, abzuwarten. Und dass wir es sind, die etwas tun und nicht nur andere, die definieren, was passiert.”

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